
Rajzel Zychlinski (geb. 1910) nimmt in der jiddischen Literatur des 20. Jahrhunderts eine herausragende Stellung ein. Aufgewachsen im polnischen Gombin, gehörten Rußland, Frankreich und New York zu den Stationen ihres bewegten Lebens. Sie starb 2001 in Kalifornien und hinterließ eine Fülle von außergewöhnlichen Gedichten.
Ein Bettler mit himmelblauen Augen, eine herumstreunende Katze, die herbstlich nackten Zweige des Weidenbäumchens – Razjel Zychlinskis Gedichte sind nicht bevölkert von den fernen Helden der Geschichte. Ihr liebevoller Blick gilt dem Alltäglichen, den manchmal schäbigen Randerscheinungen – und der ihnen innewohnenden Größe und Kraft. Die meist sehr kurze, scheinbar zufällige Form ihrer ganz überwiegend ungebundenen Lyrik erinnert an ostasiatische Dichtung, wie etwa Haikus. Obwohl aus einem Schtetl stammend, entwickelte Rajzel Zychlinski schon als junge Dichterin diesen eigenständigen, modernen Stil.
Unter dem schlichten Titel „lider“ (jidd. für „Gedichte“) erschien 1936 ihre erste Gedichtsammlung bereits mit einem Vorwort des berühmten Itzik Manger. 1975 sollte sie selbst mit dem Itzik-Manger-Preis, der höchsten Aus-zeichnung für jiddische Literatur, geehrt werden.
Am 27. Juli 2010 wäre die Dichterin 100 Jahre alt geworden.
Hörproben:
kumt a betler
fun ale wegn
ch’gedenk
in a fartunklter schtot
Eintritt frei
Veranstalter: Jankas Lokal & Biergarten
Ort: Kulturzentrum "Langer August"