Lesung von Ralf G. Landmesser zum 50. Todestag von B.Traven
Do. 27.06.2019 19.00 Uhr

zum 50. Todestag von B.Traven
Lesung von Ralf G. Landmesser zum 50. Todestag von B.Traven

B.T.50 – VIVA EL MUERTO !

Zum 50. Todestag vom B.Traven

Wäre es nach der marodierenden Soldateska 1919 gegangen, wäre er seit 100 Jahren mausetot. B.TRAVEN starb aber gemeinerweise erst vor 50 Jahren, am 26. März 1969 in Mexico City.

Der weltberühmte wie mysteriöse Autor des TOTENSCHIFFs und von Buch und Film DER SCHATZ DER SIERRA MADRE sowie vieler weiterer Storys war nämlich ein entronnener prominenter Münchener Räterevolutionär namens RET MARUT – Volksbeauftragter für das Pressewesen und Macher der rotzfrechen anarchistischen Zeitschrift DER ZIEGELBRENNER (1917-1921).

In seinem Vorrevoluzzer-Leben war Ret Marut allerdings Schauspieler wie seine Lebensgefährtinnen Elfriede Zielke und Irene Mermet. Letztere lernte er am Düsseldorfer Schauspielhaus kennen, nachdem er den Osten bis Danzig bespielt hatte. Glaubt man dem Bochumer Traven-Forscher Jan-Christoph Hauschild, war Marut zuvor der Metallarbeiter Otto Feige, der u.a. nahe Schalke wohnte und als Gewerkschaftssekretär schon Theaterstücke mit Laien inszenierte. Aber wurde Feige wirklich zu Marut? Es könnte stimmen, aber es gibt auch Unstimmigkeiten. In jedem Fall schrieb Marut schon vor München mittelmäßige Kurzgeschichten und sogar zwei lange unbekannte Romane. Er hatte durchaus etwas literarischen Erfolg, war aber zunächst drittklassig. Star-Autor wurde er erst als B.Traven ab 1925 in der Büchergilde Gutenberg mit den Baumwollpflückern und dem Totenschiff. Der Mexikanischen Revolution von 1910 bis 1920 setzte BT ein einmaliges literarisches Denkmal mit seinem CAOBA-Zyklus. Diese vorbolschewistische soziale Revolution war wesentlich die der sog. Indios und sozialistisch-emanzipativ auf ihre Weise. EMILIANO ZAPATA und PANCHO VILLA waren ihre bekanntesten Helden und ihr Kampfruf hieß:

„Tierra y Libertad!“ – Land und Freiheit! Heute kämpfen Zapatistas, Magonistas und viele andere nicht nur in Mexico für die andere mögliche Welt, die in Travens Büchern schon aufscheint. B.TRAVENs spannende Bücher sind heute (leider…) so aktuell wie vor bald 100 Jahren: sie sind Stimme für die Ausgebeuteten, Versklavten, von Rassismus und Unterdrückung Betroffenen, der Heimatlosen ohne Papiere, der Freidenker, Antiklerikalen und die der Indigenen. Will sich daher offiziell kaum jemand an sein Werk erinnern? München hat BT jedenfalls so gut wie verdrängt. Dabei war er der bekannteste der revolutionären Literaten von 1918/19. B. TRAVENs Asche wurde nach seinem Willen über Chiapas verstreut, aber sein libertärer Geist und die Rebellion leben nicht nur in seinen Romanen und Erzählungen weiter.

Eintritt frei

Veranstalter: Langer August

Ort: Café im Vorderhaus